Einzelkritiken: GER-FRA (24.10.)
Wer hat was gut oder schlecht gemacht? Hier findet ihr’s raus.


Einzelkritik: Deutschland – Frankreich 1:0 (Nations League Frauen, Halbfinale)
Die von Verletzungen gebeutelte deutsche Mannschaft zeigt eines der besten Länderspiele der letzten Jahre und schlägt Frankreich so hochverdient mit 1:0, dass sogar die Französinnen selbst das nach dem Abpfiff diesmal anerkennen dürften. Die Einzelkritik.
Stina Johannes
Hielt ihren Kasten sauber, offenbarte aber häufiger Schwächen im Aufbauspiel, als sie den Ball nicht mit ausreichend Power nach vorne spielen konnte. Verhinderte das 0:1, als sie mit einem super Reflex die beste Chance der Französinnen vereitelte.
Note: 2-
Franziska Kett
Machte an ihrem Geburtstag ihr sechstes Länderspiel – ihr bestes. Von Beginn an überragend unterwegs, machte ihre Seite dicht und auch nach vorne ordentlich Druck. Dürfte in dieser Form hinten links absolut gesetzt sein.
Note: 1
Camilla Küver
Credit where it’s due: beste Spielerin auf dem Platz. Körpersprache, Stellungsspiel, Aufbauspiel, Zweikampfführung – alles war an diesem Abend Weltklasse. Ein besseres Debüt ist kaum vorstellbar. Fun fact: Ich war zu spät zum Anpfiff im Stadion und war bis ich die Highlight auf der Couch gesehen habe darüber verwirrt, dass Janina Minge nicht die Kapitänsbinde übernommen hat. Janina Minge hat aber gar nicht gespielt. Was zwei Dinge offenbart: der Bundestrainer hat in der Innenverteidigung ein Luxusproblem. Und ich brauche eine Brille.
Note: 1
Kathy Hendrich
Gewohnt verlässlich und routiniert. Verteidigte hinten alles weg und wiederholte ihren Aussetzer von der EM natürlich nicht. Rettete stark in der ersten Hälfte, als Johannes eine französische Chance nicht endgültig entschärfen konnte.
Note: 2
Giulia Gwinn
Nach hinten ordentlich, aber in der Vorwärtsbewegung mit ungewöhnlich vielen Fehlpässen. Unauffälliger Auftritt der Kapitänin, die mit Diani die stärkste Gegenspielerin hatte und sie gut ausschaltete.
Note: 3
Elisa Senß
Wie gewohnt fleißig und überall auf dem Platz zu finden. Offensiv diesmal mit wenig Akzenten, aber das deutsche Zentrum war dicht, was definitiv auch ihr Verdienst war. Holte sich eine Gelbe für ein wichtiges taktisches Foul und war spielintelligent genug, ihr Spiel danach entsprechend anzupassen.
Note: 2
Sjoeke Nüsken
Hätte die deutsche Führung erzielen MÜSSEN. Und das nicht nur einmal. Von der Abschlussschwäche an diesem Abend einmal abgesehen ein gutes Länderspiel der Ballverteilerin im deutschen Mittelfeld, die einen Ellbogencheck einer Französin gut wegsteckte. Übernahm die Kapitänsbinde von Gwinn.
Note: 3
Klara Bühl
Zeigte einmal mehr, dass sie die wichtigste deutsche Offensivspielerin ist. Wenn sie den Ball bekommt, wird es gefährlich. Immer mit Zug zum Tor, zunächst aber mit Abschlusspech – zuerst rechts vorbei, dann drüber. Es ist kein Zufall, dass sie für das entscheidende Tor sorgte – und kein Zufall, dass ihr einziger Schuss AUFS Tor dann auch drin war (wobei die französische Keeperin den an einem guten Tag vielleicht auch noch rauskratzt). Setzte Anyomi stark in Szene, ansonsten aber auch mit einigen Ungenauigkeiten, die sie ins Hadern brachten.
Note: 2
Jule Brand
Vom Bundestrainer nicht auf außen, sondern im Zentrum aufgeboten, damit sie mehr Ballaktionen bekommt – das klappte in der ersten Hälfte überhaupt nicht, von Deutschlands talentiertester Technikerin war lange nichts zu sehen. Die Frankreich-Legionärin lief wie immer viel, aber zunächst überwiegend hinterher. In der zweiten Hälfte dann viel besser ins Spiel eingebunden, entschied sich aber oft für die schlechtere Option im Umschaltspiel. Gute zweite Hälfte, konnte das Spiel aber an diesem Abend nicht so an sich reißen, wie man es von ihr schon gesehen hat.
Note: 3
Carlotta Wamser
Ist nicht die Lösung auf Rechtsaußen. Bekam vom Bundestrainer den Vorzug vor Cerci, vermutlich, um Gwinn auf der starken französischen Seite zu unterstützen, was gut gelang. Offensiv aber zu unentschlossen im Abschluss und blass. Später dann für Gwinn zurückgezogen und mit Licht und Schatten: ließ ihre Gegenspielerin vor der besten Chance der Französinnen einfach an sich vorbeilaufen und hätte das taktische Foul ziehen müssen, später dann mit starker Grätsche. Nicht ihr bestes Länderspiel.
Note: 4+
Nicole Anyomi
Von Wück wegen starker Trainingsleistungen von Beginn an im Sturmzentrum aufgeboten, konnte aber nicht rechtfertigen, den Vorzug vor Schüller oder Cerci bekommen zu haben. Ließ gute Chancen liegen, ansonsten als Zielspielerin nicht erreichbar und mit vielen Ballverlusten. Auch im Anlaufverhalten ausbaufähig.
Note: 4
Lea Schüller (ab 60.)
Kam für Anyomi, blieb aber blass, auch, weil zu wenig Flanken geschlagen wurden. Häufig gefoult.
Note: 3-
Selina Cerci (ab 60.)
Kam für Gwinn. Warum Wück die Führende der Torschützenliste der Frauen-Bundesliga nicht von Anfang an brachte, dürfte sein Geheimnis bleiben. Brachte ordentlich Schwung nach vorn und leitete mehrere gute Angriffe ein, hätte aber gelegentlich engagierter mit nach hinten arbeiten können. Gutes Länderspiel, sollte im Rückspiel in der Startelf stehen.
Note: 2-
Sydney Lohmann (ab 80.)
Kam für Nüsken. Ein starker Ball in die Spitze, einmal den Ball zu lange gehalten. Keine Note.
Cora Zicai (ab 80.):
Kam für Bühl. Oft zu verspielt, muss sich schneller vom Ball trennen – insbesondere, wenn Lea Schüller im Zentrum auf die Flanke wartet. Keine Note.
Alara (ab 91.)
Kam für Brand, keine Note.
Schiedsrichterleistung:
Oft nicht überzeugend. Die Französinnen hätten sich über einen Elfer nach dem Foul an Kett nicht beschweren dürfen, das sich der VAR lächerlicherweise nicht einmal ansah. Den Allerweltszweikampf zwischen Kett und ihrer Gegenspielerin auf der Gegenseite sah man sich dann seltsamerweise an. Nüsken bekam den Ellbogen der Gegenspielerin ins Gesicht, hier gab es nicht mal Gelb – Absicht würde ich hier nicht unterstellen, aber der Arm ging schon klar zur Gegenspielerin, auch, wenn sie sie nicht ansah. Eine deutsche Schusschance für Gwinn wurde in der ersten Hälfte spät zurückgepfiffen, weil eine Französin auf dem Boden lag – kein guter Zeitpunkt. Kurz vor Schluss lag eine Französin für über eine halbe Minute in der deutschen Hälfte auf dem Boden, bis es der Linienrichterin dann endlich mal auffiel. Dennoch unter dem Strich keine spielentscheidenden Fehler.
Note: 4-


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